Name: Melissa H.
Ausbildung im BBW: 2007-2011
Arbeitet jetzt: Firma Gangauf in Neuburg an der Donau
Vorgesetzter: Herr Gangauf
Warum hast du dich bei der Firma Gangauf beworben?
Melissa: Nach meiner Ausbildung im Berufsbildungswerk wollte ich im Süden von Deutschland arbeiten. Hier war eine Stelle frei. Ich hatte zwei Stellen zur Auswahl. Beim Probearbeiten hat mir diese Firma gleich gut gefallen. Also habe ich hier angefangen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Melissa: Ich arbeite überall mit. Am liebsten mache ich Einlagen. Ich bekomme die Aufträge mit den Größen und fertige die Einlagen an. Zuerst bringe ich sie in Form. Dafür wird das Material erwärmt und über Leisten gezogen. Die Einlagen müssen auch geschliffen werden. Außerdem mache ich Kopie-Einlagen für orthopädische Maßschuhe. Diese Einlagen passen wir in die Schuhe an und machen Korrekturen. Zu meiner Arbeit gehören auch Näharbeiten.
Wie klappt die Kommunikation?
Melissa: Mein Chef und zwei andere Gesellen können Gebärden.
Gangauf: Am Anfang hatten wir geschrieben, aber irgendwann haben wir uns die Gebärdensprache angeeignet. Das Lernen lief bei uns spielerisch, vor allem in der Frühstückspause. Sie hat Wörter erklärt und wir haben gefragt. Und so hat sich das aufgebaut. Melissa kann extrem gut von den Lippen ablesen.
Herr Gangauf, was war Ihre Motivation, Melissa einzustellen?
Gangauf: Melissa ist bereits unsere zweite gehörlose Gesellin vom Berufsbildungswerk. Mir ist wichtig, wie die Chemie zueinander ist. Alles Arbeitstechnische ergibt sich dann. Mit den Händen sind sie genauso geschickt wie jeder andere. Melissa war einen Tag zum Probearbeiten hier und da hab ich ihr abends gesagt, dass sie die Stelle haben kann.
Gab es Probleme?
Gangauf: Bei der Melissa hatten wir gar keine Bedenken, weil wir schon wussten, dass das mit der Verständigung klappt. Natürlich gibt es manchmal schwierige Situationen. Wenn es mal ein Missverständnis gibt, ist das immer schnell vorbei. Das erste Jahr war Zeit zum Eingewöhnen, z.B. an den Takt, dass die Sachen eben schnell fertig werden müssen. Aber jeder Mensch hat eine Chance verdient. Aber es gab keinen Bonus wegen ihrer Behinderung.
Es bringt natürlich nichts, wenn man den Mitarbeiter in die Ecke stellt. Ich behandele Melissa genauso wie alle anderen Mitarbeiter. Man muss den Mitarbeitern das Gefühl geben, dass sie wichtig sind und dass sie was können. Dann kommt der Rest von alleine. Ich habe damit nur positive Erfahrungen gemacht.
(Stand 2015)